„Hättest du dir halt einen anderen ausgesucht.“ Warum Frauen immer noch für die falsche Partnerwahl beschämt werden: und was das mit uns macht

Willkommen im Club der Schuldigen!

„Na, selbst schuld.“
„Hättest du halt früher nach den Familienplänen gefragt.“
„Warum bleibst du so lange bei einem, der keine Kinder will?“
„Augen auf bei der Partnerwahl!“

Diese Sätze sind wie die Rosen im „Bachelor“-Finale: Sie kommen zuverlässig. Nur dass sie keine Freude machen, sondern stechen.

Wenn eine Frau Ende dreißig Mutter werden möchte, aber der (Ex-)Partner nie so richtig wollte, ist die Schuldfrage schnell geklärt. Zumindest gesellschaftlich. Klar, nicht beim Mann. Sondern bei ihr. Die falsche Wahl getroffen. Zu lange gehofft. Zu doof gewesen.

Aber ist das wirklich so einfach?

Zwischen Schuld und Scham: Warum diese Zuschreibungen so gemein sind

Die Botschaft, die zwischen den Zeilen mitschwingt: Du bist nicht nur kinderlos – du bist auch noch selbst verantwortlich für dein Dilemma. Und während Männer in solchen Konstellationen fast nie als beziehungsunfähig, egozentrisch oder bindungsscheu bezeichnet werden, müssen Frauen sich anhören, sie seien zu wählerisch gewesen. Oder nicht wählerisch genug. Oder zu lange geblieben. Oder zu früh gegangen. Willkommen im Patriarchats-Paradoxon!

Dass sich darunter ein regelrechtes Panoptikum weiblicher Selbstzweifel auftut, ist kein Wunder. Viele Frauen verdrängen ihren Kinderwunsch jahrelang, um den Partner nicht zu verlieren​.

Sie zweifeln, hoffen, relativieren. Und irgendwann kommt das große Erwachen – inklusive schmerzhaftem Realitätsabgleich im Spiegel.

Was das mit uns Frauen macht: Vertrauen auf Raten

Diese gesellschaftliche Schieflage sorgt nicht nur für Schuldgefühle – sie hinterlässt auch Spuren im Innersten: Misstrauen. Gegenüber sich selbst („Hab ich’s wieder verkackt.“) und gegenüber neuen Männern („Wahrscheinlich will der auch keine Kinder. Oder hat noch ’ne Frau. Oder beides.“)

Viele Frauen erzählen, dass sie nach solchen Erfahrungen erst mal lange nichts mehr wollen – keine Beziehung, kein neues Risiko, keine Illusionen. Die Konsequenz? Solomutterschaft wird nicht zur Notlösung, sondern zur besseren Option. Und manchmal zur letzten Hoffnung.

Und was ist mit den Männern?

Jetzt kommt der Teil, den man in der Debatte gern unterschlägt: Was macht dieses System eigentlich mit Männern?

Die Antwort: es entmündigt auch sie. Es lässt sie bequem in ihren Bindungsambivalenzen hocken. Es suggeriert: Du musst dich nicht entscheiden. Du kannst zögern, zaudern, wegrennen. Und wenn deine Partnerin unglücklich wird? Dann war sie halt nicht die Richtige.

Doch die Wahrheit ist: Viele Männer vereinsamen. Laut Studien fällt es Männern wesentlich schwerer, mit einem Leben ohne Partnerschaft klarzukommen. Sie sind weniger sozial vernetzt, gehen seltener zur Psychotherapie und sprechen seltener über ihre Gefühle. Frauen dagegen greifen auf ein starkes soziales Netz zurück – Freundinnen, Austauschgruppen, Communities​.

Kurz: Frauen sind resilienter. Und genau das könnte der Grund sein, warum Solomutterschaft oft nicht nur gelingt – sondern aufblüht.

Studien, Fakten, Doppelmoral

Ein paar harte Fakten gefällig?

  • Christina Mundlos beschreibt in ihrem Buch „Dann mach ich’s halt allein“, dass es immer mehr bindungsunwillige Männer zwischen 30 und 40 gibt – während Frauen zur gleichen Zeit im „Rushhour“-Modus Familienplanung, Karriere und Selbstoptimierung jonglieren​.
  • Eine Studie der Universität Münster zeigt: Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch empfinden einen ähnlich starken Schmerz wie Frauen, die ein Kind verloren haben​.
  • Laut Max-Planck-Gesellschaft ist der Kinderwunsch bei Frauen oft früher und stärker ausgeprägt – weil sie von klein auf gesellschaftlich auf das Muttersein vorbereitet werden​.

Und dann ist da noch dieser perfide Widerspruch: Männer, die keine Kinder wollen, gelten als freiheitsliebend. Frauen, die trotzdem welche bekommen wollen, als egoistisch. Männer, die anonym spenden, sind großzügige Helfer. Frauen, die sich Spendersamen holen, sind verzweifelte Gestalten.

Nochmal: WTF?!

Was wäre, wenn es keine Schuld gäbe?

Was wäre, wenn wir aufhören würden, Frauen für ihre Partnerwahl zu verurteilen – und stattdessen die gesellschaftlichen Muster hinterfragen würden, die solche Entscheidungen beeinflussen?

Was wäre, wenn wir Männern zutrauen würden, frühzeitig Verantwortung zu übernehmen – statt ihnen ein ewiges Moratorium auf Reife zu gewähren?

Und was wäre, wenn wir Frauen ermutigen würden, neue Wege zu gehen – ohne ihnen gleichzeitig das Etikett „Versagerin in Sachen Liebe“ umzuhängen?

Vielleicht würden wir dann alle ein bisschen freier leben.

Und glücklicher lieben.

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